Als die beiden den romantischen Venusteich erreichten, deklamierte Mohr noch einmal seinen Text zu dem Gewässer vor sich hin.
Im gleichen Moment, als er den Satz ausprach: »Und hier auf diesem Sockel hat sie gestanden, die liebliche Venus von Capua«, stolperte er mit der Fußspitze über einen Gegenstand. Sofort war ihm klar, um was es sich hier handelte: In anmutigem Schwung bog sich, wenn auch stark verwittert, der elegante Zeigefinger der Göttin.
Mohr handelte sofort. Mit dem kurosen Fundstück fuhr er sogleich in die Werkstatt der Kunstakademie und machte davon zwölf Abgüsse. Auf einer Messingplatte montiert, waren sie als sensationelle Souveniers beim Fest zu kaufen. Das Original (Foto) wanderte ins Malkastenarchiv.
Die schöne Venus selbst war längst nicht mehr im Park. Bei einem der Bombenangriffe, 1943, war sie regelrecht auf ihrem Sockel verglüht. Der Boden hatte nun, mehr als 50 Jahre später, den anmutigen Finger der Göttin freigegeben. Just im rechten Moment.